Anliegen

Diese Seite enthält die Textabschnitte Einführung und Hintergrund der Mappsa-Projektskizze, dort finden Sie auch das Literaturverzeichnis.

Einführung

In der aktuellen Diskussion wird der Nutzung digitaler Medien in der Schule ein großer Stellenwert zugesprochen. Jedoch kann es bisweilen schwierig sein, aus dem umfangreichen Angebot qualitativ hochwertige Apps herauszufiltern. Zudem sollte der Einsatz solcher Apps in die curricularen Ziele des Unterrichts eingebettet sein.

Im Projekt Mappsa möchten wir daher für den Mathematikunterricht der Grundschule einen Beitrag zur fachdidaktischen Analyse von Software leisten, indem Apps, die sich in den Stores der Betriebssysteme iOS und Android unter dem gängigen Suchbegriffdupel „Mathe Grundschule“ finden lassen, kriteriengeleitet analysiert werden. Die Ergebnisse dieser Analyse werden auf der Webseite mappsa.de in einer Datenbank zur Verfügung gestellt, so dass Lehrkräfte darin gezielt – dem unterrichtlichen Einsatzzweck angepasst – Apps für den Mathematikunterricht herausfiltern und vergleichen können. Ebenso zeigt eine quantitative Auswertung Verteilungen und Häufungen verschiedener App-Aspekte auf, die wiederum von der mathematikdidaktischen Entwicklungsforschung aufgegriffen werden können. So liefert die Auswertung Anregung zur Entwicklung von Apps, die wenig berücksichtige Kompetenzbereiche adressiert. Letztlich soll die Datenbank dynamisch sein und wachsen – auch unter Beteiligung weiterer mathematikdidaktischer Expertinnen und Experten.

Hintergrund

Bedingt durch die Schulschließungen zu Zeiten der COVID-19-Pandemie wurden digitale Medien im Mathematikunterricht stärker als zuvor in Lehr-Lernprozesse eingebunden (Lorenz et al., 2021). Jedoch zeigen Daten der vergangenen TIMS-Studien, dass digitale Medien (bspw. Tablet-Computer) im Mathematikunterricht der Grundschule noch selten, unregelmäßig und eher ergänzend genutzt werden. Aktuelle Studien verweisen auf mögliche Potenziale digitaler Medien im Mathematikunterricht (Walter, 2018). Es scheint jedoch schwierig zu sein, adäquate Medien zu finden. Denn die Qualität verfügbarer digitaler Lernangebote wird aufgrund der vielfach zu beobachtenden einseitigen Fokussierung auf Kalkül statt auf Verständnis kritisiert (vgl. Krauthausen, 1991; Öttl et al. 2020; Prediger, 2021). In der mathematikdidaktischen Diskussion wird der Einsatz von Apps auf Tablet-Computer im Unterricht dann als sinnvoll bedacht, wenn er dem „Primat der Fachdidaktik“ (Krauthausen, 2012, S. 52) folgt, also mathematikdidaktisch sinnvoll erscheint, statt einer bloßen Technikfixierung Rechnung zu tragen – ‚iPad-Klassen‘ allein sind noch kein Qualitätsmerkmal.

Lehrkräfte müssen also in der Lage sein, unter dem Primat der Fachdidaktik aus der Fülle der in den Stores verfügbaren Apps solche auszuwählen, die zu ihren durch Lehrpläne und Bildungsstandards gesetzten curricularen Zielen passen und sich geeignet unterrichtlich einbetten lassen. Sie müssen sich damit auseinandersetzen, inwieweit ausgewählte Apps das Erreichen spezifischer Lernziele ermöglichen, welche Kriterien sie zur Auswahl solcher Apps heranziehen, um dem eigenen didaktischen Anspruch gerecht werden zu können.

Suchfunktionen in den Stores der Anbieter helfen hier kaum: Allein die Rubrik ‚Bildung‘ des Apple App-Stores enthält mehr als 400.000 Apps ohne weitere Untergliederungen – etwa nach Fächern oder intendierten Einsatzzwecken. Daher wurden in der Mathematikdidaktik in den vergangenen Jahren ‘Kriterienkataloge’ mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen entwickelt (etwa Etzold et al. 2019; Krawehl 2009; Larkin et al. 2019; Leuders 2019; PIKAS-Team 2020; Platz 2019), deren Praktikabilität jedoch eher an exemplarischen Apps (plausibel) dargelegt werden.

Eine wissenschaftliche Untersuchung des globalen Softwareangebotes in den deutschen App-Stores bezogen auf Mathematik und Grundschule ist uns nicht bekannt. International untersuchten unter anderem Highfield und Goodwin (2013) N = 360 häufig installierte und gut bewertete Apps aus der Kategorie Bildung des englischsprachigen Apple App-Stores unter verschiedenen Aspekten. Zwar fanden sich vergleichsweise häufig Apps für den Vorschul- und Grundschulbereich, die jedoch nur in einem geringen Maß Lehrplaninhalte des Mathematikunterrichts adressierten. Zudem wurde eine große Dominanz von Apps mit instruktivem, einem behavioristisches Lehr-Lern-Konzept folgendem Design erkannt. Mathematikapps für den Grundschulunterricht (N = 142) wurden von Larkin (2014; 2015) daraufhin untersucht, inwiefern sie Inhalte des australischen Lehrplans Mathematik entsprechen. Hier zeigte sich eine deutliche Dominanz der Teilbereichs Number and place value (105 Apps). Ebenso zeigte sich, dass etwa die Hälfte der Apps rein deklaratives Wissen enthielt, prozedurales oder konzeptuelles Wissen wurde deutlich seltener adressiert. Beide Studien sind jedoch nicht ohne Weiteres auf deutschsprachige Apps übertragbar und liegen zudem schon zehn Jahre zurück – in der ‚digitalen Welt‘ ein langer Zeitraum.